Faul und dann noch 13 Punkte bekommen? Geht’s noch?!
- 12. November 2022
- Gepostet von: Armin Ginkel
- Kategorie: Methoden
Wäre es nicht schön, es gäbe eine einzige Sache, die allein schon reichen würde, um dein Englisch-Abitur in trockenen Tüchern zu haben? Mit dieser einzigen Technik habe ich damals 13 Punkte in meinem eigenen Englisch-Abitur geschrieben. Und ich muss sagen, dass ich ein eher fauler (ich hab damals gesagt “effizienter”) Schüler war, der die Schule zudem nicht besonders mochte. Aber Englisch hat mir schon immer Spaß gemacht und ich habe schon früh damit angefangen, mir interessante Wörter aufzuschreiben. Mit der Zeit ist daraus ein kleines Büchlein entstanden und als ich dann noch das entscheidende Kriterium für meine Wortliste herausgefunden hatte, war meine Wunderwaffe perfekt.
Das entscheidende Kriterium ist, dass du dir die Wörter immer als Phrase aufschreibst, d.h. du brauchst auch andere Wörter, die gut mit deinem neuen Wort funktionieren. Lass mich dir ein Beispiel geben: Mit einem Schüler habe ich neulich das Wort “pivotal” besprochen. Ein “pivot” ist ein Dreh- und Angelpunkt – und das Adjektiv “pivotal” könnte man als “zentral” oder “wichtig” übersetzen. Diese Information allein bringt dir aber noch nichts. Du musst das Wort ja auch sinnvoll in einem Satz anwenden können, d.h. deine Wortliste braucht Einträge wie “pivotal point”, “pivotal moment” oder “pivotal role”. Wenn du dann das nächste Mal an einer Hausaufgabe sitzt oder dich auf eine Klausur vorbereiten willst, weißt du auch, wie man damit Sätze machen kann. Also z.B. so:
– XY plays a pivotal role in this excerpt, because…
– Thus, the scene depicts a pivotal moment in the play…
– etc.
Wenn du dir Phrasen aufschreibst (Kombinationen von Wörtern, auch “collocations” genannt), kannst du deine neuen Wörter auch in deinen Texten verwenden. Du schlägst damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Du erweiterst dein Vokabular und vermeidest gleichzeitig Fehler, denn die Formulierungen, die du ab jetzt in deinen Klausuren verwendest, kennst du bereits in- und auswendig.
Das ist so ziemlich das einzige, was ich als Schüler damals wirklich ernsthaft gemacht habe. Ich empfehle nicht, möglichst wenig zu machen, aber wenn du irgendwo anfangen willst, dann fang damit an, dir eine Wortliste aufzubauen. Es ist die effektivste Methode, dein Vokabular zu erweitern und dein Englisch zu verbessern. Idealerweise ist deine Liste handgeschrieben. So merkt sich dein Gehirn, wie die Wörter in deiner eigenen Handschrift aussehen.
Die Wortliste hilft dir außerdem, einen entscheidenden Fehler in der Vorgehensweise beim Schreiben zu vermeiden: Viele Schüler denken sich auf Deutsch irgendeinen schönen Inhalt aus und sitzen dann da und überlegen, wie sie das jetzt auf Englisch ausdrücken könnten. Die Arbeit mit der Wortliste kehrt diesen Prozess um: Du hast eine Wortliste, mit lauter schönen phrases, von denen du weißt, dass die wunderbar funktionieren. Du kannst dir also überlegen: Welche von meinen Wörter könnte ich benutzen, um meinen Text zu schreiben? Und dann benutzt du genau die Formulierungen, die du dir vorher zurechtgelegt hast. Wie man das dann auf Deutsch ausdrücken könnte, ist dann ehrlich gesagt völlig egal.
Wo bekommst du jetzt gute Phrasen her? Mein Buch bietet dir zahllose Phrasen und Anwendungsmöglichkeiten für Formulierungen, die direkt auf die einzelnen Abituraufgaben zugeschnitten sind (Summary, Analysis, Comment, Discussion, Mediation). Alternativ kannst du auch Wörter, die du in Texten findest, nachschlagen und so nach und nach deine Wortliste aufbauen. Ich empfehle dir ein einsprachiges Wörterbuch wie das Oxford Advanced Learner’s Dictionary. Dort findest du Beispielsätze, die zeigen, wie man die einzelnen Wörter typischerweise in einem Satz anwenden kann.